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Praxisbericht: Sichere Wartung mit sam*

AN ALLES DENKEN – MIT SYSTEM
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Mit der Softwarelösung haben alle Beteiligten jederzeit Zugriff auf das Dokumentations- und Unterweisungssystem. Bild: © peshkova – Fotolia.com

Wie Wartungen/Instandsetzungen mithilfe der sam*-Gefährdungsbeurteilung nachweislich sicher und einfach gelingen, das erläutert ausführlich ein best practice-Artikel im Fachmagazin CHEMIE TECHNIK. Bei diesen mitunter sehr aufwändigen Arbeiten gilt es, bereits im Vorfeld alle eventuellen Gefährdungen zu erkennen und auszuschließen.

Damit alle Beteiligten auch wirklich „an alles denken“, ist eine konsequente Planung und Durchführung mit System gefragt. Der konkrete Praxisfall beschreibt, wie ein Unternehmen mit der Unterstützung der EHS-Software sam* sämtliche Maßnahmen und Abläufe plant, durchführt und revisionssicher protokoliert.

 

 

CHEMIETECHNIK

Sichere Wartung mit elektronischer Gefährdungsbeurteilung
23.03.2015

An alles denken – mit System
Kein Ort für Leute, die Chemie in der Schule abgewählt hatten: Chlor, Natronlauge und Folgeprodukte (Chlormethane) sind die wesentlichen Erzeugnisse, die Akzo Nobel Industrial Chemicals in seinem Werk in Frankfurt herstellt – sogenannte Basischemikalien, die Kunden größtenteils direkt vor Ort im Industriepark Höchst verwerten. Um Vorgaben seitens des Gesetzgebers und des Unternehmens zu erfüllen, müssen die Mitarbeiter sehr viele Unterweisungen, Gefährdungsbeurteilungen (GBUs) und Gefahrenanalysen durchführen.

Doch hierbei auf gleichbleibende Wiederholungen, ein „same procedure as last time“ zu setzen ist nicht möglich; zu individuell sind jedes Mal die einzelnen Schritte. Das Beispiel der „richtigen“ Wartung und Instandhaltung der großen Lagertanks zeigt nachfolgend auf, was die Beteiligten alles beachten müssen – und wie eine Softwarelösung dabei hilft, alles im Blick zu behalten und den gesamten Prozess erfolgreich zu managen.

AkzoNobel - Ausstieg aus dem Lagertank

Ausstieg aus einem Lagertank

Regeln und Eigenvernunft
Das Arbeitsschutzgesetz (§§ 5 und 6) und die Unfallverhütungsvorschrift „Grundsätze der Prävention“ schreiben die rechtliche Pflicht zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung vor. Die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemische Industrie (BG RCI) hat in ihrem Merkblatt A 017 einen Gefährdungskatalog mit möglichen Schutzmaßnahmen zusammengetragen. Der Chemiekonzern hat entsprechend diesem Katalog seine Gefährdungsbeurteilungen aufgebaut und nutzt ihn, um tätigkeitsbezogen die erforderlichen Maßnahmen zuzuordnen. A 017 gibt dabei 56 verschiedene Punkte vor. Eine firmenspezifisch erweiterte Risikomatrix nach Nohl, die nach Wahrscheinlichkeiten und möglicher Schwere von Gefährdungen eingeteilt ist, enthält zwölf Punkte im „roten Bereich“. Neben dem Arbeitsschutzgesetz berücksichtigt das Instandhaltungspersonal beim Reinigen und Warten der Lagertanks die Regel 113-04 „Arbeiten in Behältern, Silos und engen Räumen“ der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) sowie Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens und des Industrieparks Höchst.

Die Hauptgefährdungen beim Einsteigen in enge Räume und Behälter sind a) Absturz, b) Erstickung/Gefahrstoffe und c) Unzureichende Rettung. An der GBU beteiligt sind jeweils Vertreter der Bereiche Maintenance, Produktion und HSE, ergänzt durch entsprechende Mitarbeiter des TÜV. Es ist nicht möglich, die GBU für ähnliche Tätigkeiten einfach zu kopieren, da sich die Parameter ständig ändern. So ist allein schon aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen das Einsteigen im Sommer anders als im Winter: Im Sommer sind es die warmen Temperaturen, die das Arbeiten im Schutzanzug beeinflussen. Im Winter können dafür Schnee und Eis Auswirkungen auf den Verkehrsweg haben. Trotz aller Regeln darf bei der jeweiligen Beurteilung von Gefährdungen eins nicht vergessen werden: der gesunde Menschenverstand.

Sicherung_durch_Dreibein_AkzoNobel

Sicherung gegen Absturz durch Dreibein mit Hilfe des zweiten Sicherungspostens. Bilder: Akzo Nobel

Tauglichkeit feststellen und dokumentieren
Der Einstieg in die Lagertanks erfolgt möglichst unmittelbar nach erfolgreich abgeschlossener GBU. Vorher aber führen SCC-zertifizierte Kontraktoren noch eine Last-minute-risk-Analyse durch. Auch fragen sie die Tauglichkeit des Ausführenden persönlich ab („Fühlen sie sich in der Lage, die Arbeit durchzuführen?“). Ebenfalls eingeschlossen ist eine zusätzliche halbstündige Unterweisung, in der die Beteiligten die GBU gemeinsam durchgehen und mögliche Gefahren für den Ausführenden besprechen sowie dokumentieren. Das Erstellen eines Rettungsplans gehört ebenfalls zu den vorbereitenden Maßnahmen. Zum Durchführen selbst sind weitere Profis (Sicherungsposten, befähigte Personen zum Freimessen, Gefahrstoffmessung) hinzuzuziehen. Unmittelbar vor dem Einstieg und dann alle 5 min wird der Sauerstoffgehalt der Luft im Tank gemessen – er muss permanent bei 20,9 % bleiben. Zum Vermeiden von Abstürzen und zur Rettung erfolgt eine Dreibeinsicherung von oben.

Die Gesamtdauer einer solchen GBU beträgt in Frankfurt-Höchst etwa zweimal drei Stunden. Um diesen Aufwand möglichst effizient zu managen, setzt das Unternehmen auf das Lösungssystem SAM (Secova Arbeitsschutz Management) vom westfälischen Softwareentwickler Secova. Dort ist der A-017-Gefährdungskatalog im GBU-Modul hinterlegt, womit sich sämtliche Gefährdungen systematisch betrachten und dokumentieren lassen. Weitere Vorteile sind die Möglichkeiten, Dateien hinzuzufügen, Verantwortlichkeiten festzulegen und Textfelder zu nutzen, um etwa konkrete Arbeitsaufträge zu beschreiben. Zudem umfasst das System eine Kontrollfunktion über die tatsächliche Umsetzung: Erst wenn alle Punkte der im System hinterlegten Checkliste abgearbeitet wurden, erfolgt eine Freigabe. Handelt es sich bei einem Prüfpunkt um eine verhaltensbasierte Maßnahme, so muss (teilweise unmittelbar) vorab eine entsprechende Unterweisung erfolgen, deren erfolgreicher Abschluss sofort im System protokolliert wird. Alle arbeitsbegleitenden Maßnahmen (beispielsweise Dreibein-Sicherung, Überprüfung des Sauerstoffgehaltes usw.) werden als solche angezeigt und sind Teil des laufenden Prozesses. Diese umfassende Vorbereitungs- und Ablaufkontrolle, die zudem jeden einzelnen Schritt nachweislich protokolliert, ermöglicht zuverlässigen Schutz und die größtmögliche Sicherheit, tatsächlich „an alles gedacht zu haben“.

EHS-Manager immer dabei
„Ohne ein solches System kann man die umfangreichen Vorgaben kaum vollständig erfüllen“, ist sich Torsten Niessner, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Akzo Nobel, sicher. „Sämtliche Aspekte können betrachtet, ausgewählt und zur individuellen GBU zusammengetragen werden. Ein Aufwand, der sich immer wieder lohnt, weil es uns hilft, an alles zu denken“, kommentiert der Sicherheitsexperte. Dabei ist die elektronische GBU nur ein Teil des gesamten modularen Dokumentations- und Unterweisungssystems (UWS). So stehen etwa weitere Module wie Abfall-, Gefahrstoff-, Fremdfirmen- und Ideenmanagement sowie ein Verband- oder ein Prüfbuch zur Auswahl [einen Überblick über alle Funktionsmodule erhalten Sie direkt hier]. Neueste Entwicklung ist der EHS-Manager, eine App für den Einsatz mit Smartphone und Tablet-PC.

Alles im Blick: Eine elektronische GBU ist ein nützliches und effektives Werkzeug im Arbeitsalltag. Bild: Secova

Alles im Blick: Eine elektronische GBU ist ein nützliches und effektives Werkzeug im Arbeitsalltag. Bild: Secova

Die datenbankgestützte Software ist browserbasiert und steht so jedem Berechtigten rund um die Uhr zur Verfügung. Am Frankfurter Standort des Chemieunternehmens sind neben der GBU die Module Ideenmanagement und das UWS im Einsatz. Besonders die Kombination von GBU und Unterweisungssystem bewährt sich im Alltagsgeschäft. So ist es möglich, nach einer GBU mit wenigen Mausklicks individuelle Unterweisungen zusammenzustellen. Neben den aktuell rund 230 redaktionellen Themen, die bereits im System vorhanden sind, lassen sich auf diese Weise auch unternehmensspezifische Themen erstellen und einbinden.

Rechtssicherheit erhöhen
Wichtig für die tatsächliche Verbesserung der Arbeitssicherheit ist eine effektive Wirksamkeitskontrolle. Dazu müssen die Instandhalter jeweils am Ende eines Themas entsprechende Wissenskontrollfragen richtig beantworten. Das erhöht die Rechtssicherheit nachweislich und auf einfache Weise; zudem ist die stets tagesaktuelle Dokumentation bei Audits eine große Erleichterung. Des Weiteren lassen sich alle Schulungen der Mitarbeiter ohne großen Aufwand planen und zuweisen. Besonders einfach ist dabei die Bedienbarkeit des Systems für den Arbeitnehmer selbst. Die einfache Anwendbarkeit zeigt sich auch in der Durchführungsquote, die inzwischen bei 98 % liegt. Ob spezielle Wartungs- und Reinigungsarbeiten in Lagertanks oder allgemein das  Arbeitssicherheits-Management – mit einem professionellen Lösungssystem als Unterstützung bleibt alles stets im Blick und wird revisionssicher dokumentiert. Das Ergebnis: erhöhte Rechtssicherheit, Entlastung der Organisation – und das gute Gefühl, an alles gedacht zu haben.

Entscheiderfacts für Betreiber
– Im Werk Frankfurt von Akzo Nobel Industrial Chemicals muss der Betreiber regelmäßig große, für verschiedene Gefahrstoffe benötigte Lagertanks reinigen und warten.
– Die für jeden Einzelfall individuell zu erstellende Gefährdungsbeurteilung setzt das Unternehmen mithilfe eines Dokumentationssystems um.
– Die Softwarelösung unterstützt das Unternehmen dabei, sämtliche Maßnahmen und Abläufe zu planen, durchzuführen und zu protokollieren.

Autor: Frank Schmitz-Gabriel, Pressereferent bei Secova
Ausgabe: 04/2015 April

Quelle: http://www.chemietechnik.de/texte/anzeigen/122271/

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